Menu

Osteoporose – eine Volkskrankheit

Osteoporose ist die häufigste Skeletterkrankung mit einer gewaltigen Dimension: Allein in Deutschland sind sieben Millionen Menschen von Knochenschwund betroffen. Von ihnen sind 2 Millionen Frauen und 800.000 Männer an Osteoporose mit Wirbelkörperbrüchen erkrankt. Jedes Jahr erleiden etwa 205.000 Patienten Wirbelkörperbrüche und circa 130.000 Patienten Oberschenkelhalsbrüche. Jede vierte Frau über 50 Jahre lebt mit dem Risiko Osteoporose bedingter Knochenbrüche – und die Alterspyramide weist immer mehr ältere Menschen auf. Die Weltge-sundheitsorganisation (WHO) hat Osteoporose in die Liste der bedeutendsten zehn Krankheiten weltweit aufgenommen. Für die WHO waren dafür sowohl die Folgen der Krankheit für die Patienten als auch die hohen Behandlungskosten ent-scheidend.

Der Knochen

Der Knochen besteht überwiegend aus zwei Komponenten: elastischen Strängen des Proteins Kollagen und Kalziumphosphatkristallen. Der Umbau von Knochenmasse wird vom Körper permanent reguliert. Ob dabei Knochenmasse an- oder abgebaut wird, hängt von vielen Faktoren ab, insbesondere von der Aktivität spezialisierter Knochenzellen. Das „Team auf der Knochenbaustelle“ besteht aus drei verschiedenen Fachkräften:

  • Osteoblasten, die „Knochenbauer“, liegen wie ein Überzug auf der Knochenoberfläche; sie produzieren Kollagen und andere Eiweißstoffe, an die sich Kalziumphosphatkristalle anlagern.
  • Osteozyten, die eigentlichen Knochenzellen, waren ursprünglich einmal Osteoblasten. Nach ihrer aktiven Phase werden sie im neuen Knochengewebe eingeschlossen.
  • Osteoklasten, die „Knochenfresser“, sind für den Abbau von Knochensubstanz zuständig.

Innerhalb eines Jahres werden circa vier bis zehn Prozent der gesamten Knochenmasse erneuert. Dabei wechseln sich Ruhe- und Umbauphasen ab. Der Kno-chenumbau ist ein komplexer Prozess, das Gleichgewicht hängt von der Verfügbarkeit der Ba-siselemente (z. B. Kalzium) und von der Leistungsfähigkeit der Teams ab. Gleichzeitig bestimmt die Gesamtsituation des Körpers wie viel der jeweiligen Substanz für den Knochenstoffwech-sel zur Verfügung steht.

In der Wachstumsphase des Menschen nimmt die Kno-chenmasse ständig zu. Um eine positive Bilanz zu erreichen, überwiegt in dieser Lebensphase der Knochenaufbau über den Knochenabbau. Zwischen dem 30. und 40. Lebensjahr ist ein Maximum der Knochenmasse (peak bone mass) erreicht, in dieser Phase herrscht ein Gleichgewicht zwischen Auf- und Abbau. Danach verändert sich das Gleichgewicht ins Negative. Mit zunehmendem Alter nimmt die Knochenmasse ab. Bei Frauen kann dies 30 bis 40 Prozent ihrer gesamten Knochenmasse betragen, bei Männern etwa 20 bis 30 Prozent. Krankheiten können diesen Prozess verstärken und beschleunigen.

Das „Sonnenscheinvitamin“

Vitamin D spielt eine wichtige Rolle bei der Auf-nahme von Kalzium aus der Nahrung ins Blut. Bei Vitamin-D-Mangel greift der Körper die Knochen an, um seinen Kalziumhunger zu stillen. Die Vorstufe des Vitamin D, das Provitamin D3, wird unter Einwirkung von UV-Strahlung in der Haut gebildet und später in Leber und Niere weiter umgebaut. In den Zeiten geringer Sonneneinstrahlung kann es zu Mangelerscheinungen des Körpers an Vitamin D kommen. In den son-nenarmen Monaten des Jahres sollte an erhöhte Vitamin-D-Zufuhr durch die Nahrung gedacht werden. Ältere und Kranke, die nicht mehr ins Freie gehen können, müssen praktisch das ganze Jahr über auf diesen Ausgleich achten. Schon ein relativ leichter Vitamin-D-Mangel reicht, um zur Entstehung einer Osteoporose beizutragen. Vitamin D ist in folgenden Nahrungsmitteln enthalten: Eigelb, Milchprodukte, Fischöl und Seefischen wie Lachs, Hering und Sardinen.

Knochenschwund ist nicht gleich Knochenschwund

Eine möglichst genaue Bestimmung der vorliegenden Osteoporose-Form mittels gezielter Diagnose ist der erste Schritt für eine erfolgreiche Therapie. Ein Kriterium ist das Stadium oder der Schweregrad des Knochenschwundes, ein anderes sind die Ursachen der Osteoporose.

Als Maß für den Schweregrad der Osteoporose dienen in erster Linie vorliegende Frakturen sowie die Knochendichte. Je mehr Frakturen der Patient erleidet, desto höher ist das Risiko für weitere Frakturen, und umso größer ist die Beeinträchtigung der Lebensqualität.

Die postmenopausale Osteoporose ist die häufigste Form. Sie tritt bei Frauen nach den Wechseljahren im Alter von 50 bis 70 Jahren auf. Der niedrige Spiegel des Sexualhormons Östrogen nach Beginn der Menopause wirkt sich negativ auf den Knochenstoffwechsel aus. Im Durchschnitt verlieren gefährdete Frauen rund 15 Prozent ihrer Knochenmasse innerhalb der ersten Jahre nach der Menopause. 
Das ist das Drei- bis Fünffache des natürlichen Verlustes. Dabei wird die schwammartige Struktur im Inneren des Knochens schneller abgebaut als die kompakte Substanz in der Knochenhülle. Aus diesem Grund brechen bei dieser Osteoporoseform häufig die Wirbelkörper, die überwiegend aus schwammartiger Struktur bestehen.

Die senile Osteoporose, die Altersosteoporose, kann bei jedem älteren Menschen mit hoher Wahrscheinlichkeit nach dem 70. Lebensjahr auftreten. Hier sind besonders Oberschenkelhals und Unterarm betroffen.
Osteoporose gibt es auch bei Männern! Auch wenn Männer von Natur aus eine höhere Knochendichte aufweisen, ist es ein Irrtum anzunehmen, Osteoporose betreffe Männer nicht. Tatsache ist, dass bereits heute jede fünfte Osteoporose-Diagnose bei einem Mann gestellt wird. Etwa die Hälfte der Osteoporose-Erkrankungen, die bei Männern beobachtet werden, ist als Folge anderer Erkrankungen oder Störungen entstanden (sekundäre Osteoporose). Die häufigsten Ursachen sind: längerfristige Kortison-Therapie, verminderte Bildung von Sexualhormonen, kalziumarme Ernährung, chronisch-entzündliche Darmerkrankungen sowie exzessiver Alkoholkonsum und Lebererkrankungen.

Gesunde Knochen sind den Belastungen des Alltags gewachsen. Erst wenn die Zug- oder Druckfestigkeit des äußeren Knochengewebes durch Gewalteinwirkungen (Sturz, Unfall etc.) ü-berschritten wird, kommt es zur Fraktur. Von Frakturen spricht man auch, wenn z. B. durch Osteoporose geschädigte Wirbelkörper brechen und an Höhe verlieren. Sie bestehen aus schwammartigen, fein vernetzten Knochenbälkchen, deren Abbau zu einen Zusammensinken führt. Die Folge: Der Patient entwickelt einen Rundrücken und schrumpft. Eine Abnahme der Körpergröße von mehr vier Zentimetern ist osteoporoseverdächtig. Der Rundrücken (Kyphosierung) (auch „Witwenbuckel“ genannt) ist der sichtbare Beweis für meist mehrere Wirbelbrüche, die zu Verformungen der Wirbelsäule führen.

Früherkennung schützt vor Brüchen

Sehr oft wird die Diagnose Osteoporose zu spät gestellt. Viele Betroffene leiden unter starken Rückenschmerzen, ohne zu wissen, dass es sich um Wirbelbrüche bei Osteoporose handelt. Auch Ärzte denken oft zu spät an Osteoporose.

Dabei kann heute mit Hilfe moderner Methoden die Krankheit bereits in einem früheren Stadium vom Arzt entdeckt werden. Die Messung der Knochendichte (Osteodensitometrie) ist eine Methode, den Grad der Erkrankung festzustellen. Eine entsprechende Therapie kann das Risiko für (weitere) Brüche senken und so die Lebensqualität der Patienten erheblich verbessern – je früher, desto besser.

Bei einer fortgeschrittenen Osteoporose fallen dem geschulten Blick folgende charakteristische Veränderungen auf:

Größe

  • Der Rumpf wirkt verkürzt gegenüber den überlang erscheinenden Armen.
  • Die Körpergröße ist um mehr als vier Zentimeter gesunken.
  • Am Rücken sind Hautfalten sichtbar (Tannenbaumphänomen).

Haltung

  • Der Bauch ist vorgewölbt, das Becken nach vorne gekippt.
  • Die Brust ist stark nach innen gekrümmt (Witwenbuckel).
  • Lenden- und Halswirbelsäule sind überstreckt.
  • Die Kniegelenke sind in Beugehaltung.

Schmerzen, Beweglichkeit

  • Die Wirbelsäule ist kaum beweglich, z.B. beim Vorbeugen oder zur Seite Neigen.
  • Die Rückenmuskulatur ist verspannt und schmerzt.
  • Die Dornfortsätze der Wirbelkörper sind druckschmerzempfindlich.

Unterschiedliche Verfahren zur Knochendichtemessung

Mit der Messung der Knochendichte (Osteodensitometrie) werden in erster Linie der Mineralgehalt der Knochen bzw. die Knochenmasse bestimmt. Je höher die Knochenmasse, desto höher die Stabilität und Belastbarkeit. Die Abweichung vom “gesunden Durchschnitt” wird als Standardabweichung (SD) angegeben. Ist der Knochenmineralgehalt nur leicht über die Norm verringert, spricht man von Osteopenie. Ist er deutlich verringert, wird dies als Osteoporose bezeichnet. Ist er soweit verringert, dass be-reits Knochenbrüche aufgetreten sind, handelt es sich um eine manifeste Osteoporose.

Planare Verfahren

Das Zwei-Energie-Röntgen-Absorptionsverfahren (Dual Photonen X-ray absorptometry, DXA) bildet eine ausgesuchte Skelettregion flächig ab. Die Messorte sind meist der Oberschenkel oder die Lendenwirbelsäule. Das Messergebnis wird als Gewichtswert pro Flächeneinheit angegeben. Eine entsprechende Software errechnet daraus die Standardabweichung.

Computertomographie (QCT)

Die quantitative Computertomographie wird im Be-reich der Wirbelsäule oder des Schenkelhalses vorgenommen, möglich ist aber auch eine periphere Messung (pQCT) zum Beispiel an Unterarmknochen (Speiche und Elle) oder Unterschenkelknochen (Schien und Wadenbein). QCT-Untersuchungen dauern 5 bis 20 Minuten. Als Messergebnis wird die Masse pro definiertem Volumen wiedergegeben.

Quantitative Ultraschallmessungen

Diese sind nur an äußeren Knochen wie zum Beispiel am Finger oder dem Fersenbein möglich. Gemessen werden Schallgeschwindigkeit und Schallabschwächung bei der Schallleitung durch den Knochen. Ein Wert für die Knochenmasse lässt sich indirekt abschätzen. Verlaufskontrollen unter Therapie sind derzeit nicht möglich. Vorteil: keine Strahlenbelastung.

Laborwerte

können die Messungen nur ergänzen und andere Grunderkrankungen als Ursache der Osteoporose aufdecken. Allein auf Grund eines Laborbefundes lässt sich derzeit weder das Risiko für Osteoporose voraussagen, noch eine sichere Diagnose stellen. Blut- oder Urinanalyse geben Auskunft über das Verhältnis von Neubildung und Resorption der Knochenmasse und können Hinweise auf bestimmte sekundäre Formen der Osteoporose liefern. Diese hochspezifischen Untersuchungen sind jedoch aufwändig und teuer und sollten nur in spezialisierten Zentren durchgeführt werden.

Medikamentöse Therapie

Da bei jedem fünften Patienten eine Folgefraktur innerhalb von zwölf Monaten nach dem ersten Bruch eintritt, muss schnell gehandelt werden. Die fol-genden Medikamentengruppen werden bei der Osteoporosetherapie eingesetzt:

  • Bisphosphonate hemmen die für den Knochenabbau verantwortlichen Osteoklasten. Der Knochenabbau wird verlangsamt, die Knochenmasse nimmt zu. Hierdurch kann eine deutliche Senkung des Risikos für weitere Brüche an Wirbelsäule und an anderen Extremitätenknochen erzielt werden.
  • Selektive Östrogen-Rezeptor-Modulatoren (SERM). Die häufigste Ursache für Osteoporose bei Frauen ist das Fehlen des Hormons Östrogen nach den Wechseljahren. Fehlt Östrogen, beginnt ein gesteigerter Abbau von Knochenmasse. Östrogene können daher zwar den weiteren Knochenabbau verhindern, erhöhen jedoch gleichzeitig das Risiko für Brustkrebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen und werden deshalb zur Behandlung der Osteoporose nicht empfohlen. Östrogen-Rezeptor-Modulatoren wirken auf die Östrogen-bindungsstellen im Knochen, nicht aber auf jene von Brust und Gebärmutter und können deshalb zur Behandlung postmenopausaler Osteoporose eingesetzt werden.
  • Kalzium und Vitamin D sind die Basis zur Behandlung und Vorbeugung. Kalzium bildet den Hauptteil der mineralischen Knochensubstanz. Vitamin D fördert die Kalziumaufnahme aus der Nahrung, unterstützt den Einbau von Kalzium in Knochen und verbessert die Muskelfunktion.

Nicht-medikamentöse Therapie

Aufgrund der engen anatomischen Verknüpfung zwi-schen Muskel und Knochen treten Knochenmasseverlust und Muskelmasseverlust immer gleichzeitig auf. Nach schon vorhandenen Brüchen der Wirbelsäule sollte daher neben der Therapie mit Medikamenten unbedingt eine Therapie mit Hilfsmitteln einsetzen. Brüche verursachen Schmerzen und führen durch Bewegungs-einschränkungen zu weiterem Abbau der Muskulatur. Die Leitlinien zur Behandlung der Osteoporose setzen auf eine Kombination der Pharmakotherapie und dem Aktiv-Konzept zum Aufbau der Rumpfmuskulatur. Erstmals konnte nun gezeigt werden, dass mit der Rückenorthese Spinomed® eine Kräftigung der Rumpfmuskulatur erreicht werden und damit möglicherweise auch das Risiko für Wirbelkörperbrüche vermindert werden kann. Dadurch wird die Rückenorthese Spinomed® zu einer wichtigen Begleittherapie der Osteoporose im Konzept einer auf Evidenz basierten Medizin.

Spinomed® wird vom behandelnden Arzt bei Notwendigkeit verordnet und im Sanitätshaus individuell angepasst, wie auch im Sanitätshaus Schlicht Tel.04451-5935. Die Krankenkasse übernimmt den Großteil der Kosten – aktuell müssen Patienten lediglich 10 Euro zuzahlen.

Wir verwenden ausschließlich technisch notwendige Cookies, um die Benutzerfreundlichkeit unserer Seite zu verbessern.
Cookies für Analyse und Marketingzwecke werden nicht verwendet!
Weiterführende Informationen finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.